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Baubiologie: Gesünder wohnen in Bestandsimmobilien und Mietobjekten


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Baubiologische Maßnahmen sind bei Neubauten längst etabliert. Doch immer mehr Menschen möchten auch in Bestandsimmobilien und Mietobjekten gesund wohnen und bei der Wahl von Tapete, Sofa und Teppich baubiologische Standards berücksichtigen.

Mit dem Umzug in ein Bestands- oder Mietimmobilie beginnt für viele Menschen auch ein neuer Lebensabschnitt: Neue Möbel werden angeschafft, kreative Wohnraumkonzepte entworfen und viel Herzblut in eine individuelle Wohlfühlatmosphäre gesteckt. Baubiologische Maßnahmen können zusätzlich dazu beitragen, dass das Wohlbefinden in den eigenen vier Wänden gesteigert wird. Und das ist sinnvoll: Denn im schlimmsten Fall können Störfaktoren einzeln oder in Kombination zu gesundheitlichen Einschränkungen bis hin zu Hautekzemen, Infektionen, Kopfschmerzen und Depressionen führen. Neben einer gesunden Ernährung und einem aktiven Lebensstil haben also auch die eigenen vier Wände Aufmerksamkeit verdient, wenn es darum geht, die Gesundheit der Bewohner positiv zu beeinflussen.

Baubiologie auch in Mietobjekten möglich

Bei der Baubiologie handelt es sich um eine anerkannte interdisziplinäre Wissenschaft, bei der die Wechselwirkungen zwischen dem gebauten Umfeld und dem Menschen ganzheitlich betrachtet werden. Dabei werden Elemente aus Architektur, Ökologie, Energiewirtschaft, Medizin, Psychologie und Philosophie berücksichtigt. Hierbei steht besonders die Gesundheit der Bewohner im Vordergrund. Menschen verbringen circa 90 Prozent ihres Lebens in geschlossenen Räumen – besonders im eigenen Zuhause möchte man sich dann natürlich wohl und behaglich fühlen.

Während bei Neubauten heutzutage vielfach Baubiologen schon bei der Planung und Konstruktion hinzugezogen werden, können in Bestandsimmobilien und Mietobjekten nur bedingt baubiologische Maßnahmen berücksichtigt werden. Schließlich sind Bausubstanz und verwendete Rohstoffe im Nachhinein gar nicht oder nur mit sehr großem finanziellem Aufwand änderbar. Trotzdem können Baubiologen auch hier tätig werden und mit geeigneten Maßnahmen die Wohngesundheit der Bewohner steigern.

Baubiologische Analyse liefert Ergebnisse über Störfaktoren

Die Basis zur Identifizierung von Störfaktoren ist immer eine baubiologische Analyse des Gebäudes bzw. der Wohnräume. Die Untersuchungen werden mit verschiedenen Gerätschaften wie etwa Partikelzähler zur Messung von Wohngiften und Schadstoffen, Hochfrequenz-Analyzer zur Untersuchung elektromagnetischer Wellen und Geräte zur Beurteilung des Raumklimas nach dem Standard der Baubiologischen Messtechnik durchgeführt. Die Interpretation der Ergebnisse zeigt auf, welche Belastungen vorliegen.

Diese Störfaktoren untersuchen Baubiologen in einer Gebäudeanalyse:
• Elektrosmog durch hochfrequente elektromagnetische Wellen (Mobilfunk, Radarstrahlung, Telefon, WLAN)
• Niederfrequente elektrische Wechselfelder
• Belastungen durch Magnetfelder
• Schimmel
• elektrostatisch aufladbare Oberflächen
• Hausstaub
• Ausdünstungen aus Möbelstücken und Oberflächenbeschichtungen

Lüften sorgt für gute Luftionisation und Luftaustausch

Ist die umfassende baubiologische Analyse abgeschlossen, können Störfaktoren anhand des Überschreitens gewisser Grenzwerte identifiziert und mögliche Gegenmaßnahmen eingeleitet werden. Ein häufig auftretendes Problem in modernen oder modernisierten Gebäuden: eine zu hohe Luftfeuchte und ein fehlender Luftaustausch in den Räumen. Die Idealbedingungen liegen bei einer Raumtemperatur im Wohnbereich zwischen 20 und 23 Grad und einer relativen Luftfeuchte zwischen 40 und 60 Prozent. Eine einfache und kostengünstige Lösung, um die Luftfeuchte zu senken und einen natürlichen Luftaustausch zu gewährleisten, ist das gewissenhafte und regelmäßige Lüften der Wohnräume. Zudem sollte die Temperatur optimalerweise konstant gehalten werden, statt Räume abkühlen zu lassen und sie dann wieder warm zu heizen.

Ist die optimale Luftionisation in den Wohnräumen gestört, fühlen sich viele Menschen unwohl und reagieren mit Schlafstörungen oder Migräne. Um die Luftionisation positiv zu beeinflussen, kann Feinstaub etwa durch spezielle Staubsauger gezielt verringert werden. Ein optimales Raumklima ergibt sich, wenn das Verhältnis zwischen positiv und negativ geladenen Sauerstoffionen 1 zu 1,4 beträgt und etwa 500 bis 1000 gleichmäßig verteilte Luftionen je Kubikzentimeter Luft vorhanden sind.

Natürliche Wandbeschichtungen schützen vor Schimmel

Um den Elektrosmog zu reduzieren, kommen bestimmte Abschirmmaßnahmen durch den Einbau entsprechender Gewebe oder Abschirmfarben in Frage. Am einfachsten lässt sich die konsequente Vermeidung bestimmter Quellen umsetzen, indem beispielsweise das Telefon durch ein anderes strahlungsärmeres Modell ersetzt wird. Abgeschirmte Leitungen, Kabel, Lampen und PC-Anschlüsse können zudem elektrische Felder gezielt reduzieren. Baubiologen geben auch Empfehlungen über die Ausrichtung gewisser Möbel ab. Hier kann es etwa schon helfen, Möbel im Raum umzustellen, um die Belastungen mit Strahlungen zu reduzieren.

Liegt in der Bestandsimmobilie oder im Mietobjekt ein Schimmelproblem vor, muss dieses natürlich umgehend entfernt werden. Wenn zur Miete gewohnt wird, ist hier natürlich der Vermieter verantwortlich und sollte schnellstmöglich kontaktiert werden. Mit gewissenhafter Lüftung und einer schimmelhemmenden Wandfarbe kann die Neubildung von Schimmel verhindert werden. Wer seine Wände ohnehin verschönern wollte, kann Wandbeschichtungen aus natürlichen Materialien wie Kalk und Lehm wählen. Sie wirken feuchtigkeitsregulierend, indem sie Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und bei trockener Luft wieder abgeben. Heutzutage gibt es bereits einige Hersteller, die moderne und schöne Farben auf Basis natürlicher Rohstoffe herstellen. Hier müssen keine Kompromisse zwischen Gesundheit und Design eingegangen werden.

Werden einzelne Möbelstücke identifiziert, die gesundheitsschädliche Ausdünstungen abgeben, sollten diese am besten entfernt und durch Möbel aus natürlichen Materialen ersetzt werden. Bestimmte Ausdünstungen können auch durch gestalterische Elemente wie etwa Schafwolle absorbiert werden.

Liegt eine Belastung durch elektrostatisch aufladbare Oberflächen vor, die das Raumklima belasten, können diese durch Oberflächen aus Naturmaterialien ersetzt werden, so etwa Laminat durch einen geölten Naturholzboden.

Fazit: Auch in Bestandsimmobilien oder Mietobjekten können Baubiologen zu Rate gezogen werden, um die Wohngesundheit und damit das Wohlbefinden der Bewohner zu verbessern – und dass, bevor gesundheitliche Beeinträchtigungen auftreten. Viele baubiologische Maßnahmen lassen sich zudem einfach und kostengünstig umsetzen.


Autor: Christian Schaar, Geschäftsführer der S2 GmbH


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