Bautechnik

Farbige Gewebe und Architektur


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Farbe inszeniert Gebäude wie eine Theaterkulisse: Sie schafft Identität, reduziert optisch Größe, bringt Wesentliches zur Wirkung und verleiht dadurch der funktionalen Aufgabe der Architektur eine emotionale Dimension. Zugleich übernimmt sie Verantwortung für ein harmonisches Miteinander von Mensch und Architektur. Sie stellt Beziehungen zwischen dem Gebäude und seinem Umfeld her, stimmt sie aufeinander ab und vermittelt so zwischen Nutzern, Natur und künstlich geschaffenem Raum. Eigenschaften, die Farbe in der Architektur zum kongenialen Partner von Metallgewebe machen. Auch dessen ästhetischer Siegeszug wurde durch den Dialog der textilen Struktur mit ihrer Umgebung maßgeblich begründet. Wahlweise transparent oder blickdicht verschmilzt das Material je nach Lichteinfall mit der Landschaft oder reflektiert den gebauten Kontext. Diese wandlungsfähige Ästhetik paart Metallgewebe mit einer Vielzahl funktionaler Einsatzmöglichkeiten. Als Sonnen- oder Sichtschutz, zuverlässige Absturzsicherung oder Plattform für Unternehmensbotschaften bewährt es sich durch seine Raumklima regulierende Wirkung, nahezu unbegrenzte Lebensdauer und Pflegeleichtigkeit. Im Zusammenspiel mit Farbe erweitert die textile Struktur ihre Ausdrucksmöglichkeiten um eine weitere Ebene.

Bahnbrechend: Drähte aus Buntmetall
Schon frühzeitig nutzte die GKD – Gebr. Kufferath AG das Potenzial farbiger Gewebe und setzte gestalterische Ideen mit Drähten aus Bronze, Kupfer oder Messing um. Eines der ersten Projekte dieser Art war Ende der 1990er-Jahre der Altarhintergrund in der Münchener Herz-Jesu-Kirche. Für ihren Entwurf der lichtdurchfluteten Kirche wählten die Architekten Allmann Sattler Wappner ein Sondergewebe aus Tombak. Ein goldener Schleier aus der speziellen Messinglegierung mit hohem Kupferanteil verhüllt die verglaste Stirnseite der Kirche. In seiner Mitte bildet mehrlagiges Gewebe ein raumgreifendes, subtil verstärktes Kreuz, das dem Kirchenraum seine metaphysische Intensität verleiht. Die warme Farbigkeit von gewebtem Buntmetall hat bis heute nichts an ihrer Anziehungskraft verloren. Dafür stehen auch die mit Kupfergewebe vom Typ Omega verkleidete Fassade des Gare de Limoges Bénédictins in Frankreich oder die mehrlagige Wandbekleidung aus hinterleuchtetem Bronzegewebe vom Typ Mandarin im Kölner Feinschmeckertreff „Taku“. Mit einem goldenen Netz aus einer Sonderform des Spiralgewebes Escale umhüllten die Architekten Wandel Hoefer Lorch + Hirsch Dach und Fassade der Münchener Synagoge. In ihrem Architekturkonzept setzten sie dabei bewusst auf die Patina, die sich im Laufe der Zeit durch witterungsbedingte Oxidation auf dem Bronzegewebe bildet. HPP Architekten wählten für Wand und Deckenverkleidung der Düsseldorfer Tonhalle das Edelstahlgewebe vom Typ Omega 1540 mit Schussdrähten aus Bronze. So gelang es ihnen, die historische holzfarbige Farbgebung der imposanten Kuppelhalle mit neuem, multifunktionalem Material originalgetreu nachzubilden. Für die Verkleidung mit dem Bronzegewebe vom Typ Baltic erhielt die Chapel of St. Lawrence in Vantaa, Finnland, im Jahr 2010 den European Copper in Architecture Award. Architekt Avanto Arkkitehdit gestaltete Decken, Wände und Glasfassaden mit dem Gewebe und ließ es in einem aufwendigen Verfahren von dem Künstler Pertti Kukkonen grün patinieren. Als Kontrast zum schlichten weißen Mauerwerk erzeugte er dadurch die Anmutung einer historischen Kupferfassade, die mit der angrenzenden, mittelalterlichen Kirche optisch harmoniert. Beidseits der Glasfassade montierte Gewebepaneele dienen als Sonnenschutz und verwandeln das einfallende Licht in einen milden Schimmer, der die Atmosphäre der Trauerkapelle einfühlsam unterstreicht. Die jüngsten Referenzen mit Bronzegewebe vom Typ Mandarin sind in Frankfurt und Hamburg. Im siebengeschossigen Atrium des Hilton Frankfurt Airport Hotels gestalteten die Innenarchitekten von JOI-Design zwei großformatige, goldene Deckenflügel, die über der Rezeption scheinbar frei schweben. Der britische Architekt David Chipperfield setzte im Hamburger Empire Riverside Hotel das feinmaschige Gewebe zur Gestaltung der Cocktailbar ein. Die damit vollflächig bekleideten Innenwände des 20up bilden einen glänzenden Kontrast zum mattschwarzen Kunststeinboden.

Magisch: Eloxierte Aluminiumgewebe
Mit eloxiertem Aluminiumdraht erweiterte GKD schon bald das Spektrum farbiger Gewebe. Insbesondere für Anwendungen, die ein geringeres Volumengewicht erfordern, bewährt sich dieser Gewebetyp. Dabei verwendet GKD beispielsweise bei dem Sonnenschutzgewebe Licorne eine besonders korrosionsbeständige Aluminiumlegierung, die auch anspruchsvollen Witterungseinflüssen dauerhaft standhält. Mit goldfarben eloxiertem Aluminiumsondergewebe gab Dominique Perrault den Türmen des Europäischen Gerichtshofs in Luxemburg ihr unverwechselbares Gesicht. Das zwischen den Fensterscheiben in goldene Rahmen montierte, zickzack gefaltete Gewebe verleiht den beiden 100 Meter hohen Bauten optische Tiefe und setzt rund um die Uhr faszinierende Lichtakzente. Die australischen Architekten K2LD umhüllten ein Privathaus in Singapur mit dem goldfarben eloxierten Gewebe vom Typ Alu 6010. So entstand eine weithin schimmernde goldene Box als selbstbewusste Antwort auf die extrovertierte Farbigkeit der Stadt. Für die Fassadenbekleidung der Oper Peking wurden die Drähte für das Aluminium-Sondergewebe Xinghai in zwei verschiedenen Goldtönen eloxiert und in einem Spezialverfahren in zufälliger Farbkombination verwoben. Die imposante Konstruktion paart ihre repräsentative Eleganz mit der Funktion als Absturzsicherung. Neues Einsatzpotenzial erschließen farbige Gewebe bei Akustikdecken. Das innovative CMP-Gewebe aus biegesteifen Aluminiumwabenträgerplatten mit einer Decklage aus goldfarben eloxiertem Alu 6010 setzt in dem Stuttgarter Ministeriumsbau König von England Maßstäbe. zsp architekten verliehen dem zum Konferenzraum umgebauten Dachgeschoss mit einer daraus geformten monolithisch wirkenden Decke eine wahrhaft königliche Anmutung. Durch ein in das CMP-Gewebe integriertes Akustikvlies wird auch die Raumakustik diesem Anspruch gerecht.

Farbintensiv: Lackierte Drähte
Mit lackierten Drähten gelang es GKD schließlich, das gesamte Spektrum von Edelstahlgeweben auch mit farbigen Texturen für die Architektur auszuschöpfen. In intensiver Zusammenarbeit mit einem Beschichter entwickelte GKD ein spezielles Durchlaufverfahren, um Flach- und Runddrähte aus Edelstahl zu lackieren. Hierbei werden die hochwertige Beschichtung und ein seidenmatter Speziallack in einem kontinuierlichen Prozess aufgetragen und hochfest eingebrannt. Diese Technik ermöglicht es, Draht in beliebiger Menge farbverbindlich zu beschichten, so dass die von GKD webbaren Maße bis zu 8 Meter Breite und nahezu unbegrenzter Länge ohne Farbschwankung realisiert werden können. Mit diesem Verfahren werden neben dem Spiralgewebe vom Typ Escale auch die Seilgewebe Lamelle, Lago, Kiwi, Omega, Baltic, Ocean, Tigris und Sambesi dauerhaft brillant, UV- und wetterbeständig lackiert. Alle entsprechenden Belastungstests im Labor und bei mehrjähriger Außenbewitterung wurden souverän bestanden. Die industrielle und nahezu rückstandsfreie Beschichtung macht die lackierten Drähte umweltschonend und schadstofffrei gemäß RoHS. In sechs Trendfarben bringen so lackierte Spiral- und Seilgewebe unbegrenzt Farbe in den Architekturalltag: Außer in Schwarz und Weiß stehen sie standardmäßig in Blau, Rot, Grün und Gold zur Wahl. Bei größeren Abnahmemengen ist auch jeder RAL-Ton lieferbar. Bei den Seilgeweben setzen die unbeschichteten, silbernen Seile als filigrane Adern dezent reflektierende Akzente.

Die Hülle des Tripoli International Convention Center in Libyen gestalteten die Architekten Murat und Melkan Tabanlioglu mit dem lackierten Edelstahlgewebe vom Typ Kiwi. Aus über 500 rauten- und trapezförmigen Paneelen formten sie ein scheinbar willkürlich geschlitztes Kleid aus bronzefarbig lackiertem Runddraht. Tagsüber schützt es die Nutzer vor Sonneneinstrahlung und ungewollten Einblicken von außen. Nachts scheint die Innenbeleuchtung durch die filigrane Textur und verwandelt sie in ein geheimnisvolles Abbild der sie umgebenden Natur. In Singapur gestalteten die Architekten von Peridian Landscape Architecture mit partiell grün lackiertem Edelstahlgewebe vom Typ Escale 7×1 einen kokonähnlichen Aussichtsturm in dem revitalisierten Naherholungsgebiet Yishun Town. In Budapest verwandelten die Architekten von Atomic Design Kft die Fassade des Gold Museums in eine visuelle Visitenkarte. Das von ihnen gewählte Metallgewebe vom Typ Omega mit bronzefarbig lackiertem Schussdraht wird zur kontrastreichen Hülle für das alte Mauerwerk und dient zugleich als effektiver Sonnenschutz. Im österreichischen St. Pölten kommt ebenfalls grün lackiertes Escale als innovatives Wegeleitsystem zum Einsatz. Auf Edelstahlgewebe vom Typ Omega 1520 mit weiß lackiertem Schussdraht setzten die Architekten der Hofmeister Gruppe bei der Fassadengestaltung des Technologiecentrums Kematen/Ybbs (TCI) in Österreich. Als umlaufendes Band umhüllt das Gewebe den oberen Teil des dominanten Baus und macht ihn trotz seiner Größe optisch nahezu unsichtbar. Jüngstes Projekt mit farbigem Edelstahlgewebe ist die berühmte Ecole Polytechnique Fédérale (EPFL) in Lausanne. Architekt Dominique Perrault entschied sich bei der Umgestaltung der ehemaligen Bibliothek zu einem zentralen Aufenthaltsort für ein expressives Farbkonzept. Für die Verkleidung der Cafeteria wählte er schwarz lackiertes Spiralgewebe vom Typ Escale 7×1 aus Edelstahl. Eingespannt in große, von Hand verschiebbare Rahmen dient es zugleich als markanter Sonnen- und Einbruchschutz.

Harmonisch: Zusammenspiel von Form und Farbe
Mit farbigem Metallgewebe hat eine neue Generation des textilen Baustoffs die Architektur erobert. Formensprache und Farbenspiel gehen eine moderne Allianz ein und initiieren die Auseinandersetzung mit einem neuen Selbstverständnis. Die Colorgewebe verleihen Gebäuden innen wie außen eine unverwechselbare Identität und stehen der monochromen Eleganz des Edelstahls in Beständigkeit und Nachhaltigkeit in nichts nach. Mut zur Farbe ist deshalb nicht nur in der Mode das neue Postulat. Auch die Architektur trägt bunt und erschließt damit gestalterischen Visionen völlig neue Realisierungsmöglichkeiten.

GKD – Gebr. Kufferath AG, www.gkd.de

Mehrlagige Wandbekleidung aus hinterleuchtetem Bronzegewebe vom Typ Mandarin im Kölner Feinschmeckerrestaurant „Taku“. Bild: GKD/ Nega Zwei goldene, großformatige Deckenflügel aus Bronzegewebe vom Typ Mandarin über der Rezeption des Hilton Frankfurt Airport Hotels. Bild: GKD/ JOI-Design Sondergewebe vom Typ Tombak verhüllt den Altarhintergrund der Münchener Herz Jesu Kirche. Bild: GKD/ Florian Holzherr Das Mischgewebe Xinghai aus in zwei verschiedenen Goldtönen eloxiertem Aluminiumdraht dient als Fassadenbekleidung der Oper Peking. Bild: GKD/ K2LD Architects Die goldfarben eloxierte Decklage aus Aluminiumgewebe vom Typ Alu 6010 verleiht dem Stuttgarter Ministeriumsbau „König von England“ eine königliche Anmutung. Bild: GKD/ Holtkötter Schwarz lackiertes Edelstahlgewebe vom Typ Escale 7x1 verkleidet die Cafeteria der École Polytechnique Fédérale (EPFL) in Lausanne. Bild: GKD Für die Hülle des Tripoli Convention Center in Libyen wurde Edelstahlgewebe vom Typ Kiwi in einem Bronzefarbton lackiert. Bild: GKD/ Cemal Emden

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